Das aktuelle Titelblatt des „Spiegel“ vom 26. September 2025 zeigt eine Komposition, die mehr über die Absichten der Redaktion als über die Realität aussagt. Zentral in der Bildmitte steht der US-Präsident Donald Trump, mit erhobener Bibel in der Hand und ernstem Gesichtsausdruck. Neben ihm erscheinen weitere bekannte Figuren aus der amerikanischen Politik, die als konservativ oder christlich orientiert gelten. Im Hintergrund ist ein großes Kreuz platziert, das die Szene religiös auflädt.

Darunter prangt in großen Lettern der Begriff „Gotteskrieger“. Ein Wort, das gemeinhin mit islamistischen Kämpfern und Terrororganisationen assoziiert wird. Indem es hier auf amerikanische Politiker und deren Umfeld übertragen wird, konstruiert der „Spiegel“ einen künstlichen und vor allem diffamierenden Vergleich: von religiöser Prägung zu fanatischem Fundamentalismus – und damit von politischer Überzeugung zu kriegerischem Fanatismus.

Über den Köpfen der Abgebildeten finden sich kleinere Schlagzeilen, etwa zu einem „NATO-Luftraum“ und zu einer SPD-Politikerin, die angeblich ihre Vergangenheit beschönigen soll. Diese sind jedoch klar als Nebenschauplätze angelegt; die gesamte Bildwirkung konzentriert sich auf das martialische Hauptmotiv.

Was hier fehlt, ist jede Form von Sachlichkeit. Ein Nachrichtenmagazin, das den Anspruch auf seriösen Journalismus erhebt, sollte politische Strömungen nüchtern analysieren, nicht in die Sprache der Karikatur und des Alarmismus verfallen. Indem die Titelgeschichte in dieser Bildsprache aufbereitet wird, wird eine nüchterne Debatte über den Einfluss christlich geprägter Strömungen in den USA erschwert und durch eine plakative Gleichsetzung ersetzt.


Wer sich für die Rolle der Religion in der amerikanischen Politik interessiert, benötigt keine Schlagworte wie „Gotteskrieger“. Er benötigt Einordnung, historische Vergleiche, politische Analyse. All das bleibt auf diesem Cover außen vor. Stattdessen setzt der „Spiegel“ auf die Schockwirkung eines Begriffs und auf eine Bildgestaltung, die eher an Wahlplakate oder Kampagnen erinnert als an fundierten Journalismus.