Gewaltideologie der Hamas – Religion als Legitimierung des Tötens
Die Charta der Hamas ist kein politisches Programm im herkömmlichen Sinn, sondern ein religiös-ideologisches Manifest. Sie vereint islamische Eschatologie mit politischem Fanatismus und erhebt Gewalt zu einem göttlichen Gebot. In ihrer ursprünglichen Fassung von 1988 – und auch in der überarbeiteten von 2017 – wird der Dschihad als heilige Pflicht definiert. Der Kampf gegen Israel und die Juden gilt nicht als politische Auseinandersetzung, sondern als Teil einer göttlich bestimmten Endgeschichte, die nur mit der Vernichtung des Gegners enden kann.
Im Mittelpunkt steht die religiöse Legitimation von Gewalt. Schon in den einleitenden Artikeln erklärt die Hamas, der Islam sei ihr Programm und der Dschihad ihr Weg. Die Tötung im Kampf werde als „hehrster Wunsch“ bezeichnet – ein Ausdruck, der den Tod nicht als Verlust, sondern als Eintritt in göttliche Belohnung verklärt.
Friedensverhandlungen, diplomatische Initiativen oder internationale Konferenzen werden ausdrücklich abgelehnt, da jede Form des Kompromisses als Sünde gegen Gott gilt. Wer auf einen Teil Palästinas verzichte, verrate den Glauben selbst.
Palästina wird als sogenanntes Waqf-Land dargestellt, also als Eigentum Gottes, das „bis zum Jüngsten Tag“ den Muslimen gehöre. Diese Vorstellung macht den Konflikt grundsätzlich unlösbar. Denn wenn das Land heiliges Gut ist, das kein Mensch veräußern darf, wird jeder politische Vertrag theologisch ungültig.
Der Islam selbst wird zur Rechtstitel-Instanz, und die Hamas versteht sich als Vollstrecker dieses göttlichen Eigentumsanspruchs.
Besonders aufschlussreich ist der eschatologische Bezug. Die Charta zitiert einen Hadith, in dem angekündigt wird, dass am Ende der Zeit Muslime die Juden töten, bis selbst Steine und Bäume die Versteckten verraten. Diese Endzeitvorstellung wird nicht als bloße Prophezeiung, sondern als Handlungsauftrag verstanden. Damit verknüpft die Hamas den realen Krieg mit der göttlichen Geschichte der Welt. Der Kampf erhält dadurch eine religiöse Unausweichlichkeit – als müsse er stattfinden, um die göttliche Ordnung zu vollenden.
Auch der Dschihad wird in diesem Rahmen zur individuellen Pflicht erklärt. Jeder Muslim, heißt es, sei verpflichtet, sich dem Feind entgegenzustellen, sobald muslimisches Land besetzt sei. Diese Pflicht gelte unabhängig von Rang, Geschlecht oder Herkunft. Selbst Frauen sollen ihre Söhne zu künftigen Kämpfern erziehen und ihnen die religiöse Bedeutung des Kampfes vermitteln. Der bewaffnete Widerstand wird damit zum zentralen Lebensinhalt der Gemeinschaft erhoben.
Die Charta zeichnet ein eindeutiges Feindbild. Juden werden kollektiv als Verderber, Betrüger und Feinde Gottes bezeichnet. Zionismus, westliche Demokratien, Freimaurer, Rotary- und Lions-Clubs – sie alle werden als Werkzeuge eines weltweiten jüdischen Komplotts dargestellt.
Diese antisemitische Welterklärung gibt dem Text den Charakter eines religiösen Verschwörungsdokuments. Gewalt gegen Juden erscheint darin nicht als moralisches Problem, sondern als Akt der Reinigung.
Selbst die überarbeitete Charta von 2017 ändert an dieser Grundhaltung wenig. Zwar vermeidet sie einige der drastischsten Formulierungen und spricht statt vom Töten der Juden nun vom „bewaffneten Widerstand“. Doch das Ziel bleibt dasselbe: die vollständige Auflösung Israels und die Errichtung eines islamischen Staates auf dem gesamten Gebiet. Der Islam bleibt Quelle des Rechts, der Dschihad sein Werkzeug.
In ihrer Gesamtheit ist die Charta der Hamas ein theologischer Kriegstext. Sie verschmilzt Glauben, Politik und Gewalt zu einer einzigen Vorstellung: dass die Geschichte erst dann erfüllt ist, wenn der Islam siegt.
Diese Verbindung von Religion und Endzeiterwartung macht die Bewegung resistent gegen jede Form von politischer Vermittlung. Der Konflikt wird nicht als Streit zwischen zwei Völkern verstanden, sondern als göttliche Prüfung – und damit als Kampf, der weder verhandelt noch beendet werden darf.