Hier ist Bundespropaganda, die Stimme der wohlgeordneten Republik, mit einer historischen Warnmeldung von höchster Bedeutung.

In Erfurt, jenem immer wieder geschichtsträchtigen Flecken deutscher Erde, plant die AfD ihren Bundesparteitag und sofort bebt das politische Berlin vor Sorge, dass die Geschichte sich buchstäblich im Stundentakt wiederholen könnte. Vor hundert Jahren, im Jahr 1924, nutzten völkisch-nationale Kräfte in Thüringen die Bühne der Landespolitik, um Verbote der NSDAP aufheben zu lassen und die Region zum Aufmarschgebiet zu machen.

Geschichtsbücher sprechen von einer Schicksalswahl, von einem frühen Labor für das, was später in Berlin zur Diktatur wurde. Eine Vorlage, die heute gerne hervorgeholt wird, wenn irgendwo im Freistaat ein Parteitag angekündigt wird. Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow schlägt nun die große historische Brücke.

Ganz Deutschland muss sich auf den Bundesparteitag in Thüringen vorbereiten, mahnt er, denn die AfD verneige sich mit ihrem Treffen in Erfurt vor Björn Höcke und dem völkisch-nationalen Flügel, der dort als gesichert rechtsextrem gilt.

Der letzte Rest einer bürgerlichen Fassade werde entsorgt und Thüringen werde einmal mehr zur symbolischen Bühne des Untergangs der Demokratie erklärt. Auch heute regiert in Thüringen eine Koalition ohne eigene Mehrheit, gestützt von wechselnden Partnern, während die AfD stärkste Kraft im Landtag ist und mit Sperrminorität wichtige Personalentscheidungen blockieren kann. Ramelow warnt, die Justiz könne dadurch ausgebremst werden, bis der Rechtsstaat selbst ins Stottern gerät.

Ein Szenario, das sich hervorragend für mahnsame Sonntagsreden und dramatische Schlagzeilen eignet. So rüstet sich die Republik. Bürger, Talkshows und Kommentarspalten blicken gebannt nach Erfurt, wo ein Parteitag zur historischen Zeitenwende stilisiert wird, noch bevor der erste Delegierte seinen Kaffee ausgetrunken hat. Zwischen Verfassungsschutzeinstufung, Höcke-Zitaten und 1930er-Parallelen verschmilzt alles zu einer großen Erzählung. Thüringen als ewige Vorabendgeneralprobe für den Untergang, zuverlässig geliefert von Politikern, die vor dem Flügel warnen und Medien, die den passenden Soundtrack zur Schicksalsinszenierung beisteuern.

Bundespropaganda wird weiter wachen über jede Saalbuchung, jede Parteitagsankündigung und jede historische Analogie, damit kein Vergleich mit 1933 jemals ungenutzt bleibt. Bleiben Sie empört, bleiben Sie wachsam. Der nächste symbolische Untergang ist bereits in Planung.