In einer mittelgroßen Stadt lebten die Menschen seit jeher mit einer gewissen Vielfalt an Speisen. Es gab Dönerbuden, chinesische Imbisse, edle französische Bistros – und eben auch Pizzerien. Manche schworen auf die runde Teigspeise mit Käse, andere hielten sie für überschätzt. Doch sie gehörte einfach dazu, so wie der Marktplatz und die Straßenbahn.

Eines Tages aber traten die Besitzer der chinesischen Restaurants zusammen. Sie waren überzeugt, dass die Pizza ihre Geschäfte störte. „Wenn die Leute weiterhin Pizza essen, bleibt weniger Platz für unsere Nudelsuppen und Frühlingsrollen“, sagten sie. Also schmiedeten sie einen Plan.

Sie begannen damit, ihre treuesten Gäste in die städtischen Essensräte zu wählen. Dort erhoben diese Stimmen Tag für Tag neue Vorwürfe: Pizza sei ungesund, Pizza sei gefährlich, Pizza schade dem guten Geschmack. Bald griffen die kulinarischen Zeitungen das Thema auf. In langen Artikeln erklärten selbsternannte Experten, dass Teig, Tomatensoße und Käse eine Bedrohung für die gesamte Esskultur darstellten.

Im Fernsehen diskutierte man nun weniger über Rezepte und Qualität, sondern fast ausschließlich darüber, wie man die Pizza endlich loswerden könnte. Talkrunden endeten regelmäßig mit empörten Rufen: „Pizza muss verboten werden!“

Die Bürger aber begannen sich zu wundern. „Ob man Pizza mag oder nicht, ist doch Geschmackssache“, murmelten sie. „Aber warum geht es plötzlich gar nicht mehr ums Essen, sondern nur noch darum, etwas auszuschalten?“

So entstand der seltsame Eindruck, dass die Debatte weniger über die Pizza geführt wurde – sondern vielmehr über das Verfahren, wie man unliebsame Gerichte aus dem Stadtbild verbannen konnte. Und das machte viele nachdenklicher als jeder Bissen Teig mit Käse es je vermocht hätte.