Nachträgliche Würdigung zum 125. Geburtstag

In meinem Namen:

Vor vier Monaten, am 1. April 2025, jährte sich der Geburtstag Otto von Bismarcks zum 125. Mal. Auch wenn dieses bedeutende Jubiläum im öffentlichen Diskurs nur verhalten wahrgenommen wurde, möchte ich – mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung, aber umso bewusster – nachträglich an diesen großen Staatsmann erinnern und ihm Respekt zollen.

Otto von Bismarck war ohne Zweifel eine der prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Geboren 1815 und verstorben 1898, war er Zeitzeuge und Mitgestalter eines Jahrhunderts tiefgreifender politischer, gesellschaftlicher und technologischer Umbrüche. Als Eiserner Kanzler war er nicht nur der Architekt der deutschen Einheit, sondern auch ein Staatsmann von seltener strategischer Klarheit und Standhaftigkeit.

Er regierte nicht in einfachen Zeiten. Die Zersplitterung Deutschlands in viele Einzelstaaten, der Einfluss fremder Mächte, die revolutionären Ideen der Zeit, die Spannungen zwischen Monarchie, Parlamentarismus und Nationalbewegung – all dies war Teil seines Wirkungsraums. Und doch gelang es ihm, mit politischem Geschick, taktischer Geduld und konsequentem Handeln, das Deutsche Reich unter preußischer Führung zu einen.

Bismarck verstand Machtpolitik – aber er verstand auch die Bedeutung des Ausgleichs. Nach der Reichsgründung 1871 war es sein Ziel, den Frieden in Europa zu bewahren. Seine Bündnispolitik war nicht frei von Fehlern, aber sie zeugt von einem tiefen Verantwortungsgefühl für die Stabilität des Kontinents.

Wer heute über Politik, über Führung und über Staatskunst spricht, kommt an Otto von Bismarck nicht vorbei. Man mag manches an seiner Innenpolitik kritisch bewerten – etwa die Sozialistengesetze oder seinen autoritären Regierungsstil –, doch eines steht fest: Seine Leistungen, seine Intelligenz und seine historische Weitsicht machen ihn zu einem der bedeutendsten Politiker, die dieses Land je hatte.

Zum nachträglichen Gedenken sage ich daher:
„Herzlichen Glückwunsch, Herr von Bismarck. Vielen Dank für Ihr Engagement.

Ihre Stimme ist längst verstummt, doch Ihre Wirkung ist geblieben. Ihr Platz in der Geschichte ist unbestritten – und verdient eine Würdigung, die nicht dem tendenziell infantilen Zeitgeist, sondern der historischen Bedeutung gerecht wird.

Sie standen für Staatskunst, für strategisches Denken, für Pflichterfüllung und für ein Verständnis von Politik, das dem Gemeinwohl verpflichtet war. Man muss Sie nicht verklären, aber man darf Sie und Ihre enormen Leistungen auch nicht vergessen.

Ich wünschte mir, dieses Land hätte heute noch solche Politker wie Sie es waren. Spätestens seit Helmut Kohl sind kaum noch Führungskräfte in dieser Regierung aktiv, die das nämliche Wort verdienen.“