Sehr geehrter Herr Böll,

ich möchte zunächst meine Anerkennung für Ihre literarischen Werke aussprechen. Trotzdem muss ich Ihre Aussage mit einer gewissen Zurückhaltung betrachten, sie sogar zurückweisen.

Es ist verständlich, dass Sie aus Ihrer persönlichen Erfahrung heraus sprechen, insbesondere weil Sie die damalige Zeit miterlebt haben.

Persönlich sehe ich den 8. Mai 1945 weder als einen Tag der Befreiung noch als einen Tag der Niederlage. Ich betrachte mich nicht als „befreit“, noch fühle ich mich irgendjemandem „unterlegen“.

Dennoch bin ich erleichtert über die Befreiung der Menschen aus den Konzentrationslagern. Ich trauere um den Massenmord an unschuldigen Menschen, verübt durch Täter verschiedener Nationalitäten, und beklage die Gräueltaten wie Morde, Vertreibungen, Vergewaltigungen und Verschleppungen, die nach dem Krieg stattfanden.

Ich hoffe, diese Erläuterungen genügen, Herr Böll.