Dass man in der Headline eine Partei, die in Landesparlamenten sitzt und Millionen von Wählern repräsentiert, einfach nebenbei unter die Überschrift „Rechtsextremismus“ packt, ist ein wahres Meisterwerk des sogenannten Framings. Das funktioniert wie bei einem Zaubertrick: Man zeigt links den Hasen, rechts den Hut – und plötzlich glaubt das Publikum, beide seien eins.
Man muss wirklich den Hut ziehen vor dieser sprachlichen Virtuosität. Noch bevor man den eigentlichen Artikel liest, weiß man schon, wie man zu denken hat: „Rechtsextremismus in Deutschland“, dann ein Doppelpunkt – und dann eine Umfrage, in der die AfD mit der Union gleichzieht. Voilà – aus demokratischer Zustimmung wird ein Fall für den Verfassungsschutz.
Dass eine Umfrage das Abbild des Wählerwillens sein soll, wird zur Nebensache. Entscheidend ist: Wer die „falsche“ Partei gut findet, ist offenbar nicht etwa unzufrieden mit der Regierung, sondern verdächtig. Und wer über Probleme spricht, die nicht genehm sind, steht schon mit einem Bein im braunen Sumpf.
So verwandelt sich politischer Wettbewerb in eine moralische Gesinnungsprüfung. Und anstatt den Bürger ernst zu nehmen, wird er in Schubladen sortiert. So geht Meinungsfreiheit – nur eben mit Gebrauchsanweisung.

Quelle: https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/parteien/id_100830494/sonntagsfrage-cdu-csu-und-afd-in-neuer-forsa-umfrage-gleichauf.html