Sehr geehrter Herr Innenminister,

mit großem Staunen vernehme ich Ihren bahnbrechenden Vorschlag aus dem liberalen Fortschrittslabor der FDP: Die Abschaffung des Straftatbestandes der „Schwarzfahrt“. Endlich! Jahrzehntelang wurde dieses drängende Menschheitsproblem ignoriert – jetzt kommt Bewegung ins System.

Die große Koalition, sonst gern mit bleierner Trägheit gesegnet, zeigt nun ungeahnte Reformkraft und schafft, man höre und staune, tatsächlich eine Basis für die Umgestaltung des Strafrechts. Das ist mutig – fast schon revolutionär.

Denn warum sollten Menschen mit eingeschränkten finanziellen Mitteln auch für das banale Vergehen belangt werden, eine Leistung in Anspruch zu nehmen, für die sie einfach nicht gezahlt haben? Moral, Rechtsstaatlichkeit, Verantwortungsbewusstsein – alles nette Ideen von gestern. Heute zählen Verständnis, Milde und das richtige Parteibuch.

Ich erwarte mit Spannung den nächsten Schritt: Vielleicht die Entkriminalisierung des Ladendiebstahls, sofern der Warenwert unter der Armutsgrenze liegt? Oder gleich ein solidarisches Selbstbedienungsprinzip für alle?

Mit fortschrittlich-ironischem Gruß.



Können Sie die Ansätze nicht auch auf Diebstahl, leichte Körperverletzung, Parkverstößen ausdehnen?