Es mangelt nicht an Fachleuten – nur an gesunder Selbstreflexion
Man fragt sich ja inzwischen, ob in den Redaktionen öffentlich-rechtlicher Anstalten morgens die Stichworte für die tägliche Erregungslotterie gezogen werden. Heute also: Winnetou. Und weil das natürlich nicht reicht, wird gleich die ganz große moralische Keule hervorgeholt – samt Hitler-Vergleich, versteht sich.
Der Bayerische Rundfunk – in einem erhellenden Beitrag unter dem vielversprechenden Titel:
„Experte über Winnetou-Streit: ‚Hitler war nicht zufällig Fan‘“
– liefert damit wieder einmal ein Lehrstück dafür, wie man durch die Verbindung historischer Figuren mit dem Dritten Reich jeden kulturellen Kontext auflösen und zur ideologischen Legebatterie umfunktionieren kann.
- Der nächste logische Schritt dürfte dann wohl sein:
- Hitler trank Wasser – ist Leitungswasser also problematisch?
- Hitler mochte Hunde – was sagt das über deutsche Haustierhalter aus?
- Hitler aß Fleisch, dann nicht, dann wieder – ein komplexes Signal an Vegetarier, Veganer und Karnivoren zugleich?
Nein, das ist kein Satiremagazin, das ist der Kulturteil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, finanziert durch Zwangsbeiträge. Ein Ort, an dem man früher Kultur vermittelte, heute aber vor allem Schuldzuweisungen konstruiert – ausgerechnet bei Karl May, einem Mann, der mit einer beachtlichen Portion Fantasie für Toleranz, Gerechtigkeit und Völkerverständigung schrieb, wenn auch im Kolportagestil seiner Zeit.
Wer ernsthaft versucht, aus der Tatsache, dass Hitler Winnetou mochte, eine politische Botschaft oder gar eine moralische Abwertung heutiger Leser abzuleiten, der hat sich im Morast seiner eigenen Deutungshoheit verloren – oder braucht dringend eine Auszeit in der realen Welt, vielleicht mit einem guten Buch. Winnetou, zum Beispiel. Nicht wegen Hitler. Sondern trotz des öffentlich-rechtlichen Irrsinns.
„Experte über Winnetou-Streit: „Hitler war nicht zufällig Fan“.
Um zu verhindern, dass die obige Aussage als „Fakenews“ bezeichnet wird, nachfolgend der entsprechende Link zu dem Artikel, in dem dieser Experte erwähnt wird.